Flucht vom Niederrhein 1933 – 1945

Eine Ausstellung des Vereins Neue Geschichte im Alten Landratsamt
Grafschafter Museum im Moerser Schloss
26. November 2017 – 11. März 2018

Die Heimat verlassen, da im eigenen Land der Terror herrscht: Zwischen 1933 und 1945 war die Flucht ins Ausland für Verfolgte des Naziregimes oft die einzige Chance, Unterdrückung, Gewalt, Folter und Tod zu entgehen. Menschen flohen aus Moers und anderen niederrheinischen Orten, viele flüchteten zunächst in die benachbarten Niederlande, doch auch dort waren sie nicht auf Dauer sicher. Viele jüdische Bürger in Moers realisierten erst spät, dass nur eine Flucht sie retten konnte. Nur wenigen Familien gelang es, rechtzeitig alle Familienmitglieder in Sicherheit zu bringen. Edith Franken entfloh mit ihrem Mann Bruno Cohen 1936 dem Naziterror nach Brasilien. Bis 1939 gelang auch ihrer Mutter, ihrem Bruder, ihrer Schwester, ihrem Schwager und ihrer Nichte die Flucht nach Brasilien. Andere Familien wurden zerrissen: die Witwe Hedwig Goldstein folgte ihrer Tochter Selma nach England, ihr Sohn Max war nach Südamerika geflüchtet. Später gelang nur noch Einzelnen die Flucht: Therese Kaufmann schickte ihre vierzehnjährige Tochter Margot mit einem Kindertransport von München über Triest in die USA. Die geplante Flucht ihrer Tochter Anneliese nach Südafrika scheiterte am Ausbruch des Krieges. Therese Kaufmann wurde in Stutthof ermordet, ihre Tochter Anneliese überlebte mehrere Konzentrationslager und nahm nach dem Krieg Kontakt mit ihrer Schwester in den USA auf.

Aber auch wer politisch aktiv war, war in Deutschland nicht mehr sicher: der arbeitslose Bergmann Max Langusch beispielsweise floh im Mai 1935 nach Amsterdam. In Moers-Asberg war er für die KPD und im Einheitsverband der Bergarbeiter Deutschlands aktiv gewesen. Nach einer Wohnungsdurchsuchung entschloss er sich zur Flucht. Von den Niederlanden aus versuchte er, weiter gegen das Naziregime zu kämpfen, und engagierte sich mehr und mehr in der KPD, nahm als delegierter sogar an einer Konferenz in Moskau teil. Als er 1936 versuchte, wieder illegal in die Niederlande einzureisen, wurde er nach Belgien abgeschoben. Auch hier blieb er politisch aktiv, bis er im September 1939 von der belgischen Polizei verhaftet und wenige Monate später in die Niederlande gebracht und dort inhaftiert wurde. Nach der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht wurde er 1940 der Gestapo übergeben. Der Volksgerichtshof verurteilte Max Langusch zu sechs Jahren Zuchthaus, die er nicht überlebte: er starb am 4. Februar 1944 in Brandenburg-Görden. Seine Witwe Hedwig, die 1943 wegen „Hochverrats“ zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt worden war, überlebte. Sie wohnte bis 1963 im Stadtteil Mattheck in Moers.
Was wurde aus den Menschen, die in ihrer Heimat keine Überlebensperspektive hatten? Die Ausstellung des Vereins Neue Geschichte im Alten Landratsamt geht einzelnen Schicksalen nach.

Auguste, Trude, Edith und Karl Franken
©Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit Moers e.V.
Flucht im Widerstand: Max Langusch
©Landesrchiv NRW, Abtlg. Rheinland

 

 

 

 

 

 

 

 

Grafschafter Museum im Moerser Schloss
Kastell 9 D-47441 Moers
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Tel.: +49 (0)2841 / 881 51-0
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